Sirenenalarm schreckte am 18.05.2015 die Bewohner der Ober-Rosbacher Altstadt auf. Sieben Blaulicht-Fahrzeuge – zwei Tanklöschfahrzeuge, ein Löschgruppenfahrzeug, ein Kommandowagen und ein Einsatzleitwagen rasten Richtung Querstraße, wo Anwohner über den Notruf 112 einen Brand gemeldet hatten. Hinzu kam noch die Drehleiter aus Friedberg und ein Rettungswagen. „21 Brandschützer waren vor Ort, vier weitere standen im Feuerwehrhaus für einen eventuellen Einsatz parat“, berichtete Sascha Winkler, Stellvertretender Wehrführer. Letztere brauchten nicht tätig zu werden, denn was als „Wohnhausbrand“ gemeldet worden war, entpuppte sich als ein brennender gelber Sack an einem Kellerausgang, der von den Nachbarn bereits mit dem Gartenschlauch gelöscht worden war. Schon nach zehn Minuten durften die ersten Löschfahrzeuge wieder abrücken. Das Ereignis war glimpflich verlaufen, aber hier oder da ernteten die Leute von der Freiwilligen Feuerwehr ein leichtes Kopfschütteln für ihr großes Aufgebot.
„Gerade die Altortslage mit ihren eng beieinander stehenden Fachwerkhäusern ist ein sensibler Bereich, bei dem wir ganz besonders aufpassen müssen“, erklärte Stadtbrandinspektor Clemens Harff. Wenn sich dort ein Gebäudebrand ausbreite, könne das verheerende Folgen haben. „Da gehen wir lieber auf Nummer Sicher.“ Aber auch sonst fahre man lieber mit einem Fahrzeug zu viel raus als mit einem zu wenig. Es sei nämlich schwer abzuschätzen, wie brenzlich die Lage vor Ort bei einem Feueralarm wirklich ist. „Das sieht man erst, wenn man da ist.“
Sascha Winkler zeigte den Weg und das Zeitfenster auf, die mit einem solchen Alarm verbunden sind. „Der Anruf kam um 18.07 Uhr in der Friedberger Leitstelle an“, sagte er. Dort wurde die Schilderung des Anrufers dem Einsatzstichwort zugeordnet: F1 für kleinere Brände außerhalb von Gebäuden, F2 für Feuer in einem Gebäude oder F3 für einen Großbrand, wie etwa vor einiger Zeit bei der Schreinerei Groetsch in Rodheim. „Der Kollege entschied sich völlig korrekt für F2 und löste jene Alarmkette aus, die von allen Wehren festgelegt ist und über das Computernetz weitergegeben wird.“ Nach einer Minute war die Rosbacher Wehr alarmiert, und nur fünf Minuten später rückten schon die ersten Löschfahrzeuge aus. „Wenn es das ausgeklügelte System für den Ernstfall nicht gäbe, wäre das in einer solchen Kürze der Zeit nicht machbar gewesen“, meinte Winkler.
Die Anwohner des betreffenden Hauses haben nun doppelt Glück: zum einen ist nichts Ernsthaftes passiert, zum anderen werden sie nicht für die Kosten des Großeinsatzes aufkommen müssen. „Das wird nicht überall gleich gehandhabt, denn es gibt keine festen Regeln für eine Inrechnungstellung.“ Zum Beispiel spiele es eine Rolle, ob ein Feuer etwa durch Brandstiftung, Fahrlässigkeit oder einen technischen Defekt verursacht wurde. „Darüber hinaus berücksichtigen wir die Verhältnismäßigkeit des Einsatzes.“ Wenn 25 Leute zu einem Einsatz fahren, für den zehn ausgereicht hätten, werde das beachtet.
Er schilderte verblüffende Brandursachen. „Manchmal werden Dinge über den Hausmüll entsorgt, die dort nicht hingehören und sich dann gegenseitig entzünden“, warnte Winkler. Zudem sollte man die Lagerung von Hausmüll oder leicht brennbarem Material nicht zu sorglos vornehmen. „Man weiß nie, wie groß die Verlockung für andere ist, mal zu kokeln.“ Und wie der Einsatz von dieser Woche wieder mal gezeigt hat: Es geht nichts über wachsame und hilfsbereite Nachbarn. Das sind die Wurzeln unserer modernen, freiwilligen Feuerwehren.
Text: Wetterauer-Zeitung – Edelgard Halaczinsky